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Die Lage wird ungemütlicher

Ifo Geschäftsklima - Juli 2008

Wird sich das Wachstum der deutschen Wirtschaft nur vorübergehend abschwächen oder steuern wir auf eine Rezession zu? Die Stimmung der Unternehmen in Deutschland, wie sie im Geschäftsklimaindex des Münchner Ifo Instituts zum Ausdruck kommt, spiegelt seit dem Ausbruch der Finanzkrise im letzten August die Gespaltenheit der Konjunkturexperten wieder. Während die aktuelle Lage immer noch vergleichsweise positiv beurteilt wurde, hatten sich die Erwartungen der Unternehmen Monat für Monat verschlechtert. Nach den Zahlen, die das Ifo Institut am Donnerstag veröffentlicht hat, wurden diese Erwartungen leider nicht enttäuscht, denn die Unternehmen schätzen ihre aktuelle Lage jetzt deutlich schlechter ein als noch vor zwei Monaten (gegenüber Mai ist dieser Index um 4,3 Punkte eingebrochen). Und die Erwartungen trüben sich noch weiter ein. Hier liegt der Index jetzt bei 90 Punkten so niedrig wie zuletzt vor gut fünf Jahren. Damals war Deutschland in der Rezession.
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Scharfer Gegenwind – Inflation bald aber kein Thema mehr

Wie schnell es gehen kann: Im ersten Vierteljahr hatte das reale Sozialprodukt noch mit einer Verlaufsrate von 6,3 Prozent zugenommen, inzwischen wäre ich aber nicht mehr überrascht, wenn es im zweiten zu einem Rückgang gekommen wäre. Alles deutet darauf hin. Nicht nur das, es sieht auch nicht danach aus, dass es schon bald wieder aufwärts gehen könnte.
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Trotz schlechter Konjunkturaussichten will der Euro nicht abwerten

Normalerweise hätten die Zahlen für die französische und italienische Industrieproduktion, die gestern für den Monat Mai veröffentlicht wurden, den Euro deutlich schwächen müssen, so schlecht waren sie. Die Meldungen wurden aber von den Märkten völlig ignoriert – es gab ein kleines Auf und Ab, dann aber beruhigte sich die Lage bei $1,57, etwa da wo sich der Wechselkurs seit Mitte März, also seit vier Monaten bereits befindet. Das war auch der Fall, als vor wenigen Tagen die deutschen Statistiken zum Auftragseingang und zur Industrieproduktion herauskamen. Sie befinden sich de facto im freien Fall. Es sieht nach diesen Zahlen so aus, als ob das deutsche BIP real und saisonbereinigt im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal gesunken ist, und für Euroland insgesamt dürfte eine Stagnation herauskommen.
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Warum Aktien manchmal keinen Inflationsschutz bieten

Im vergangenen Jahr haben sich die Inflationsraten im Euroraum mehr als verdoppelt. Im Rest der Welt war es ähnlich. Wenn man sich ansieht, was sich bei den Rohstoffen, Einfuhren und Vorprodukten an der Preisfront abspielt, muss man eigentlich folgern, dass in der Pipeline noch eine ganze Menge an Inflationspotential steckt. Die Wahrscheinlichkeit einer globalen Rezession nimmt zwar mit jedem Tag zu, an dem der Ölpreis auf dem jetzigen Niveau verharrt oder steigt, trotzdem werden wir es auf absehbare Zeit erst mal mit weiter steigenden Inflationsraten zu tun haben. Zudem fehlt es nicht an Liquidität, Folge der sehr laxen amerikanischen Geldpolitik und der dadurch bedingten Devisenmarktinterventionen der Emerging Markets. Auch der Auslastungsgrad des Welt-BIP ist nach wie vor so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr, so dass die Überwälzung der hohen Kosten leicht fallen dürfte.
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Energiepolitik ist die Strukturpolitik der Stunde

Zwei Kommentatoren zu meinem neusten Investment Outlook haben mich zurecht darauf aufmerksam gemacht, dass wir wegen der stark gestiegenen relativen Preise für Energie vielleicht schon dicht an der Kapazitätsgrenze sind, global und national. Dass die Inflation also einfach daher rührt, dass es keine Produktivitätsreserven mehr gibt. Oder andersherum: ein Teil des Produktionspotentials muss de facto eingemottet werden, weil es zur Produktion von Gütern und Dienstleistungen nur dann nutzt, wenn es noch die alten Inputkosten-Relationen zwischen Energie, Löhnen und Kapital gäbe. Die sind aber gehörig durcheinander geschüttelt worden. Wir brauchen keine Fabriken mehr, die Benzinschlucker produzieren, oder Häuser, bei denen die Wärme in Nullkommanichts ins Freie entweicht, oder Flugzeugflotten, die sich nur bei billigem Kerosin rechnen. Bei gegebenem BIP ist das Produktionspotential vermutlich kleiner, als wir das bisher gedacht hatten.
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Ölpreisexplosion macht globale Rezession wahrscheinlicher

Die Angst vor steigender Inflation hat bei den Zentralbanken die Sorge abgelöst, dass es nach dem Platzen diverser Blasen zu einer Deflation kommen könnte. Überall geht es nur noch darum, ob die Zinsen unverändert gelassen oder erhöht werden sollen. Dabei ist das Risiko einer globalen Rezession durch die Explosion der Ölpreise und den Entzug an Kaufkraft stark gestiegen. Die USA laborieren zudem noch an den Folgen der fallenden Immobilienkrise. Das alles sind schlechte Nachrichten für die Aktienmärkte. Weltweit dürften die Gewinne der Unternehmen fallen, außer in den ölexportierenden Ländern, die bislang die Gewinner in dieser Krise sind. Die Rentenmärkte leiden unter der nach wie vor steigenden Inflation und den steigenden Notenbankzinsen. Eine echte Inflationsmentalität hat sich bislang noch nicht entwickelt, und wird es auch nicht. Die Bondrenditen nähern sich attraktiven Niveaus.

Aus ökonomischen Gründen dürften die Ölpreise demnächst kräftig fallen – allein eine politische Krise, ausgelöst etwa durch einen Angriff Israels auf den Iran, kann das noch verhindern.

Ausführliches zum Ölpreis und den Aussichten für Aktien, Bonds und Wechselkurse in den wichtigsten Industrie- und Schwellenländern in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – June 2008*) (pdf, 235 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Inflation statt Deflation

Für mich war Deflation lange Zeit der größte anzunehmende Unfall, der uns und der Weltwirtschaft insgesamt drohte. Es gab verschiedene Blasen, vor allem an den amerikanischen, britischen, spanischen und vermutlich auch an den chinesischen Immobilienmärkten, aber auch an den Kreditmärkten, wo Risikoprämien zeitweise verschwunden waren, an den Aktienmärkten Chinas und anderer Emerging Markets, oder an den Märkten für Rohöl und Metalle. Die idealen Voraussetzungen für ein Deflationsszenario waren also gegeben.
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Was höhere Zinsen für die Märkte bedeuten

Die EZB hat keinen Zweifel daran gelassen, dass sie die Zinsen am 3. Juli auf 4,25 Prozent erhöhen wird. Allerdings, das höre ich gerne, wenn auch mit Skepsis, soll das nicht der Startschuss sein für eine ganze Serie von weiteren Zinsanhebungen. Fragt sich, was das Ganze dann soll. Die Botschaft kann ja nur sein, dass sie Gewehr bei Fuß zu stehen gedenkt, also erneut zuschlagen will, wenn die Inflation nicht herunterkommt.
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Die EZB wird die Zinsen erhöhen

Die monatliche Pressekonferenz, die der Präsident der Europäischen Zentralbank Jean-Claude Trichet im Anschluss an die Sitzung des EZB Rats am Donnerstag hielt, ließ nichts besonderes erwarten. So wurde der Leitzins dann auch bei 4 Prozent belassen. Und in seinem Statement wies Trichet wie üblich auf die Inflationsrisiken hin, erklärte, dass das Wachstum in Euroland zwar nachlässt, aber die Fundamentaldaten „sound“ also gesund sind und es nicht zu Zweitrundeneffekten kommen darf. Die Überraschung brachte das anschließende Frage und Antwort Spiel mit den Journalisten. Auf die Frage, was er mit dem Ausdruck „heightened alertness“ signalisieren wolle, den er mehrfach gebraucht hatte, ließ Trichet die Katze aus dem Sack. Es habe ein Diskussion im Rat gegeben mit unterschiedlichen Einschätzungen und eine Anzahl der Mitglieder habe für eine Zinserhöhung argumentiert. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass man sich demnächst für eine kleine Anhebung entscheiden wird. Ob dies schon im Juli der Fall sei, dem widersprach Trichet nicht ausdrücklich und deutete ein Anhebung um 25 Basispunkte an. Die Sensation war perfekt. Auch wenn er mehrfach wiederholte: „It is not certain, it is possible“, scheint der nächste Zinsschritt der EZB so gut wie sicher und er wird nach oben gehen. Es bleibt allein die Frage, was treibt die Damen und Herren im EZB Rat?
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Warum sich Blasen nicht vermeiden lassen

Die letzten zwanzig Jahre sind durch verschiedene Vermögenspreisblasen gekennzeichnet, wie die japanische Aktien- und Immobilienblase, die dot.com Bubble, die US Immobilienblase und zuletzt die Ölkrise, die sich durch aus hier einreihen lässt. Und der Ausdruck „Bubble Economy“ ist mittlerweile zu einer Beschreibung der globalen Wirtschaft geworden. Beim diesjährigen Treffen der französischen, italienischen und deutschen Bankenvolkswirte am letzten Dienstag ging es unter anderem um die Frage, wie es sich vermeiden lässt, dass Vermögenspreise von ihren Fundamentalwerten abweichen. In meinem Kurzvortrag vertrat ich die Thesen, dass sich

  1. Asset Price-Blasen nicht vermeiden lassen, da sie ein konstituierendes Merkmal marktwirtschaftlicher Systeme sind – sie treten nämlich meist dann auf, wenn das wirtschaftspolitische Umfeld besonders freundlich ist, wenn also die Inflation niedrig, das Wachstum robust und die Staatsfinanzen solide sind, und dass
  2. durch gezielte Maßnahmen nur tendenziell verhindert werden kann, dass sie zu groß und damit zu gefährlich für den Wachstumsprozess werden.

Bevor ich meine Thesen am Beispiel der vier genannten Blase erläutere, zunächst die Frage: Was ist eine Blase und weshalb sind Blasen so gefährlich für die Wirtschaft?
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