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Mario Draghi versteht die Ökonomie nicht mehr

Mit den aktuellen Zuwachsraten des realen BIP war der Chef der EZB bei der Pressekonferenz am Donnerstag zufrieden, auch mit den Fortschritten am Arbeitsmarkt, und damit, dass das Risiko einer Deflation nicht mehr bestehe. Er schreibt diese Erfolge nicht zuletzt der expansiven Geldpolitik zu, also sich, versteht aber nicht, warum die Inflation nicht richtig anspringt. Wie kann die Wirtschaft boomen, ohne gleichzeitig Löhne und Preise in die Höhe zu treiben? Weiter„Mario Draghi versteht die Ökonomie nicht mehr“

 

Deutsche Wirtschaft: kurzfristig läuft’s, längerfristig angeblich nicht

Was die längerfristigen Prognosen des Internationalen Währungsfonds betrifft, kann ich immer nur staunen. Am 7. Juli gab es die neueste Version: Danach wird der deutsche Konjunkturaufschwung auf kurze Sicht weitergehen. Das reale BIP dürfte 2017 gegenüber 2016 um 1,8 Prozent expandieren, im Jahr danach um 1,6 Prozent, mit der Folge, dass die ohnehin schon positive (!) Outputlücke weiter zunimmt, wodurch dann endlich auch die Rate der Kerninflation steigt. Sie liegt, wie der IWF verwundert anmerkt, trotz der hohen und steigenden gesamtwirtschaftlichen Kapazitätsauslastung, rekordniedriger Arbeitslosigkeit und der vielen offenen Stellen stabil bei nur etwa ein Prozent – die Löhne reagieren bisher nicht wie gewohnt auf die günstige Situation am Arbeitsmarkt. Von 1999, als der Euro eingeführt wurde, bis heute sind die realen durchschnittlichen Tarifverdienste nur um jährlich 0,6 Prozent gestiegen! Weiter„Deutsche Wirtschaft: kurzfristig läuft’s, längerfristig angeblich nicht“

 

Ein Vorschlag für ein demokratisches Europa

Logo: Wirtschaftsdienst - Zeitschrift für WirtschaftspolitikExklusiv aus dem Wirtschaftsdienst: Um den europäischen Einigungsprozess ist es derzeit nicht gut bestellt: Die Auseinandersetzungen über die Flüchtlingspolitik trennen Ost und West und der Streit über die Wirtschafts- und Finanzpolitik Nord und Süd; der Brexit belegt die Fliehkräfte, denen die Union ausgesetzt ist. Wolfram Richter, emeritierter Professor für Ökonomie, und Henrik Müller, Professor für wirtschaftspolitischen Journalismus, (beide TU Dortmund) sehen Europa am Scheideweg. Soll die EU nicht erodieren, sondern die Integration voranschreiten, müsse sie sich zu einem föderalen Bundesstaat entwickeln, der seine demokratische Legitimierung durch ein „echtes“ Europäisches Parlament erhält. Einen Vorschlag dazu präsentieren sie in der aktuellen Ausgabe des Wirtschaftsdienst. Weiter„Ein Vorschlag für ein demokratisches Europa“

 

Die Erneuerbaren schaden dem Klima

Nein, so schlimm ist es natürlich nicht. Die Aussage stimmt nur indirekt: Weil die Kosten der Stromproduktion auf der Basis von Wind und Sonne seit Jahren dramatisch sinken und nicht abzusehen ist, dass dieser Prozess demnächst an sein Ende kommt, fallen auch die Preise von Erdöl, Gas und Kohle. Da zudem vor allem in Nordamerika durch neue Verfahren zusätzliche Öl- und Gasreserven erschlossen wurden, ist es am Weltmarkt zu einem strukturellen Überangebot fossiler Brennstoffe gekommen. Das wiederum führt dazu, dass es weniger Anreize gibt, sparsam mit ihnen umzugehen und die Energieeffizienz zu steigern. Die Leute kaufen wieder größere Autos, fliegen mehr als jemals zuvor und sparen weniger an der Heizung ihrer Häuser. Da die Ausgaben für Energie einen so großen Anteil an ihren Budgets haben, erhöht sich das real verfügbare Einkommen und mit ihm die Konsumnachfrage nach anderen Gütern und Dienstleistungen. Selbst in Deutschland ist der private Verbrauch nicht zuletzt aus diesem Grund neuerdings zu einem Konjunkturmotor geworden. Weiter„Die Erneuerbaren schaden dem Klima“

 

Gefährliche Ruhe an den Märkten

In meinem neuen Investment Outlook argumentiere ich, dass wichtige Märkte zurzeit nicht im Gleichgewicht sind und daher eine Korrektur ansteht, vermutlich sogar eine größere.

Der Grund für die Gelassenheit und den weit verbreiteten Optimismus, der sich in den aktuellen Kursen widerspiegelt, ist die Politik der Notenbanken: Sie dürfte expansiv bleiben. Das gilt selbst für die Fed. Weil die Lohninflation in den Industrieländern nicht anspringen will, ist das Risiko gering, dass die Inflation auf der Verbraucherstufe außer Kontrolle geraten könnte. Was ist mit den Löhnen los? Zum Einen sehen wir einen Trend zu einem international integrierten Arbeitsmarkt, auf dem die niedrigen Löhne in Schwellenländern wie China und Indien das Ausmaß der Lohnerhöhungen in den reichen Ländern mitbestimmen. Zum Anderen hat sich das Wachstum der Produktivität in der OECD stark abgeschwächt – Löhne hängen aber nicht zuletzt davon ab, wie langsam oder rasch diese zunimmt.

Aber auch wenn die EZB und die Fed weiter Gas geben, kann es zu starken Kursverlusten an den Kapitalmärkten kommen. Ich versuche im Text herauszufinden, was die Auslöser sein könnten. Manchmal kommt es zu einer Rezession, weil der Aufschwung in die Jahre gekommen ist und so viel investiert wurde, dass ab einem bestimmten Punkt die Grenzerträge unter die Finanzierungskosten fallen. Das ist aber nicht zu erkennen. Alle offiziellen Wachstumsprognosen sind zunehmend positiv. Insbesondere China scheint nichts von seiner Dynamik einzubüßen und bleibt die Wachstumslokomotive der Welt.

Eine Ölkrise ist ebenfalls nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil, da es ein Überangebot an Erdöl gibt, sind dessen Preise tendenziell rückläufig, was wiederum für die Nettoimporteure einen Anstieg der real verfügbaren Einkommen bedeutet und ihre Wirtschaft stimuliert.

Übertreibungen, und damit Risiken, gibt es sicher auf den Bondmärkten. Die Renditen liegen nominal und real weit unter „normal“. Warum das so ist? Die Zentralbanken haben zum Einen einen großen Teil der Papiere vom Markt genommen und halten die Refinanzierungskosten auf einem historisch niedrigen Niveau. Andererseits parken die Anleger Mittel, die sie durch Gewinnmitnahmen an den Aktienmärkten realisiert haben, gerne auf vermeintlich sicheren Bondmärkten und treiben damit dort die Renditen in den Keller. Solange Löhne und Verbraucherpreise nicht stärker anziehen und die Notenbanken bei ihrer expansiven Linie bleiben, wird es an den Bondmärkten ruhig bleiben.

Ich halte die amerikanischen Aktienmärkte, die mit Abstand größten der Welt, für das wichtigste Risiko. Das Kurs-Buchwertverhältnis des S&P 500-Index liegt bei 3,1, das KGV bei 18,8 und die Dividendenrendite bei mickrigen 2,0 Prozent. Hinzu kommt, dass die Kurse ihr Niveau von vor der Finanzkrise inzwischen schon wieder um 60 Prozent übertreffen. Hier wartet eine Blase darauf zu platzen. Die Aktienmärkte Eurolands, Chinas und Japans sind für sich genommen weniger gefährdet, würden aber zweifellos mit in den Strudel gezogen, wenn es in Amerika zu einem Crash kommt.

Was die Wechselkurse angeht, stehen die Zeichen auf Euroaufwertung und Dollarabwertung. Noch hat sich in dieser Hinsicht nicht viel getan. Hoffen wir mit Mario Draghi, dass es dabei für eine Weile bleibt. Der unterbewertete Euro ist genau die richtige Medizin: Er stimuliert die Wirtschaft und erhöht tendenziell die europäische Inflationsrate.

Die ausführliche Analyse der aktuellen Risiken für Aktien, Bonds und Wechselkurse finden Sie in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – „Deceptively calm markets“, June 2017*) (pdf, 590 KB)

*) Der Investment Outlook von Dieter Wermuth ist in englischer Sprache verfasst und wird im Herdentrieb in loser Folge zum Herunterladen bereitgestellt. (UR)

 

Wie sollte das Steuersystem in Deutschland reformiert werden?

Logo: Wirtschaftsdienst - Zeitschrift für WirtschaftspolitikExklusiv aus dem Wirtschaftsdienst: Seit langem hat es keine umfassende Reform im deutschen Steuersystem gegeben. Vor der Bundestagswahl und angesichts deutlicher und wohl auch längerfristiger gesamtstaatlicher Überschüsse werden zunehmend Vorschläge zur Entlastung der Steuerzahler gemacht. Dabei sind viele Aspekte zu berücksichtigen – beispielsweise die Frage, welche Einkommensgruppe entlastet werden sollte und welche tatsächlich durch die Vorschläge entlastet würde. Die Teilnehmer am Zeitgespräch in der aktuellen Ausgabe des Wirtschaftsdienst haben dazu unterschiedliche Auffassungen. Während sich die Reformvorschläge der Parteien im Wesentlichen auf die Einkommensteuer fokussieren, sehen sie durchaus auch Reformbedarf bei einer Vielzahl anderer Steuerarten. Weiter„Wie sollte das Steuersystem in Deutschland reformiert werden?“

 

EZB bereitet Kurswechsel vor – wie Anleger und Schuldner reagieren können

Auf seiner letzten Pressekonferenz am 27. April hatte Mario Draghi keinen Zweifel daran gelassen, dass es für lange Zeit nichts werden würde mit Zinserhöhungen: „Wir gehen weiterhin davon aus, dass (die Leitzinsen) für eine längere Zeit und weit über den Zeithorizont unseres Nettoerwerbs von Vermögenswerten hinaus auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben werden“, sagte er. Der Zentralbankrat möchte sichergehen, dass sich die Inflation nachhaltig bei ihrem Zielwert von knapp zwei Prozent einpendelt. Der Inflationsdruck sei im Augenblick noch nicht stark genug, sagte Draghi, und es gebe keine Alternative zu der sehr expansiven Geldpolitik.

Das ist eindeutig. Es könnte aber auch einfach nur ein Pfeifen im Wald sein. Weiter„EZB bereitet Kurswechsel vor – wie Anleger und Schuldner reagieren können“

 

Soziale Lage – Was sind die drängendsten Probleme?

Logo: Wirtschaftsdienst - Zeitschrift für WirtschaftspolitikExklusiv aus dem Wirtschaftsdienst: Die Demokratie scheint in Gefahr. Populisten und Autokraten genießen wachsenden Zuspruch und bieten vermeintlich einfache Lösungen für soziale Probleme an. Was können die Sozialwissenschaften zur Analyse dieser Probleme beitragen? Welche Empfehlungen können sie geben? Sind die von der Öffentlichkeit als zentral empfundenen Probleme überhaupt faktisch die wesentlichen? Einige Wissenschaftler sehen eine Entscheidung über Prioritäten als normativ und damit außerhalb ihres Fachgebiets liegend an. Die Teilnehmer am Zeitgespräch in der aktuellen Ausgabe des Wirtschaftsdienst können sich dennoch auf wesentliche Problembereiche einigen – die ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilung und eine drohende Altersarmut. Weiter„Soziale Lage – Was sind die drängendsten Probleme?“

 

Warum die Löhne nicht steigen

In den vergangenen Jahren haben wir so etwas wie ein Beschäftigungswunder erlebt, aber die Reallöhne haben darauf fast gar nicht reagiert. Es gibt genügend neue Jobs, aber von Lohninflation kann keine Rede sein. Was ist da los? Und wird das so weitergehen? Danach sieht es in der Tat aus, denn der Druck auf die deutschen Löhne dürfte durch die immer intensivere internationale Arbeitsteilung und die gewaltigen Niveauunterschiede mindestens noch zehn Jahre lang anhalten, jedenfalls solange die Grenzen offenbleiben und nicht deutlich mehr investiert wird – und solange für die Gewerkschaften Jobsicherheit wichtiger ist als höhere Löhne. Weiter„Warum die Löhne nicht steigen“

 

Frankreich braucht die Hilfe Deutschlands

Am 23. April, in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen, haben 41 Prozent für Le Pen und Mélenchon gestimmt – und damit für Programme, die die Aufgabe des Euro und den „Frexit“ enthalten. Zwar dürfte der pro-europäische Macron an diesem Sonntag das Rennen für sich entscheiden, wenn es ihm aber nicht gelingt, die französische Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen und die Abgehängten in den Mainstream zu integrieren, würde ein Wahlsieg der extremen Rechten im Jahr 2022 niemanden mehr überraschen. Es wäre das Ende des europäischen Projekts. Weiter„Frankreich braucht die Hilfe Deutschlands“