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Inflationsrate nähert sich wieder der Null

Es geht weiter in Richtung Deflation. Die Verbraucherpreise Euro-Lands waren im Mai nur noch um 0,5 Prozent höher als ein Jahr zuvor, in Deutschland waren es 0,6 Prozent (jeweils gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex). Die EZB gerät zusehends in Panik und dürfte daher am Donnerstag ein ganzes Bündel von expansiven Maßnahmen verkünden mit dem Ziel, Unternehmen und Haushalte dazu zu bewegen, mehr Schulden zu machen und mit dem geliehenen Geld ihre Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen so zu steigern, dass die Inflationsraten wieder anziehen.
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Wir können alles, außer Inflation

Die jüngsten Inflationsdaten aus Deutschland sind bemerkenswert. Die Teuerungsrate ist im Mai nach deutscher Lesart auf 0,9 Prozent und nach europäischer auf 0,6 Prozent gefallen. Dabei wächst die Wirtschaft nun schon seit fünf Jahren, die Arbeitslosigkeit geht zurück und die Produktionslücke dürfte sich – trotz eines erweiterten Potenzials durch die Zuwanderung – allmählich schließen. Man würde also erwarten, dass die Inflation wenigstens in Deutschland sich dem Zielwert der EZB annähert, zumal sie eigentlich über zwei Prozent steigen sollte, wenn im Süden die Preise weniger stark steigen und die EZB ihr Ziel ernst nimmt. Tut sie aber nicht.
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Der EZB fehlt ein Ausstiegsszenario

Ich frage mich, ob wir uns damit abfinden müssen, dass die Zinsen für viele Jahre auf dem jetzigen Niveau verharren werden. Das wäre so etwas wie das japanische Modell für Euro-Land. Was machen dann nur die Sparer, und müssen eines Tages auch die Versicherungen vom Steuerzahler gerettet werden, weil sie ihre Renditeversprechen nicht einhalten können?

Die Fragen müssen Ernst genommen und ein kritischer Blick auf die Politik der EZB geworfen werden. Weiter„Der EZB fehlt ein Ausstiegsszenario“

 

Erstes Quartal – endlich mal Wachstum!

Die detaillierten Zahlen zum deutschen Sozialprodukt im ersten Quartal, die gerade veröffentlicht wurden, sind besser, als ich erwartet hatte. Dabei bin ich schon ziemlich optimistisch. Kürzlich hatte ich ausgerechnet, dass unter einigen nicht unrealistischen Annahmen 2014 beim realen BIP durchaus eine Drei vor dem Komma stehen könnte. Die Konsensusprognose liegt bei knapp unter zwei Prozent. Viel ist dem außergewöhnlich warmen Winter geschuldet, sodass es nicht unbedingt so weitergehen muss, aber die Frühindikatoren sind robust, vor allem die Stimmung der Verbraucher und Unternehmer. Die Bauwirtschaft hebt gerade ab.
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Das Problem Jugendarbeitslosigkeit lässt sich lösen

Im März lag die Arbeitslosenquote für 15- bis 24-Jährige nach der Definition der Internationalen Arbeitsorganisation ILO in der EU bei 22,8 Prozent – das waren nicht weniger als 5,3 Millionen Personen. Die Quote ist mehr als doppelt so hoch wie die für 25- bis 64-jährigen Erwerbspersonen. Man kann den Eindruck gewinnen, dass ein großer Teil derjenigen, die künftig das Sozialprodukt erwirtschaften und für die Rentner aufkommen müssen, dazu nicht in der Lage sein wird.
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Alle bereit für die deutsche Immobilienblase?

Der neue Länderbericht des IWF deutet darauf hin, dass es eine längere Diskussion über die Risiken auf dem deutschen Immobilienmarkt gab.

Nonetheless, while concerns about a housing bubble are premature, preparations against it are not. Hence, the macroprudential toolkit should be readied. We welcome the authorities’ progress in making the new Financial Stability Committee fully operational and in expanding their statistical coverage of the mortgage market. We encourage them to consider expanding the set of macroprudential tools to include loan-to-value and debt-service-to-income instruments.

Für mich ist das ein Indiz, dass der neu geschaffene Ausschuss für Finanzstabilität bald aktiv werden könnte – zumal wenn die EZB die Zinsen noch einmal senkt. Interessant auch, dass der IWF noch erheblichen Spielraum bei den Investitionen sieht.

Additional investment up to 0.5 percent of GDP per year over four years could be financed without violating fiscal rules and would have only a minor impact on the debt-to-GDP ratio given the growth offset.

 

Aktienmärkte vor der Sommerpause

Wohin die Anleger auch schauen, es ist nicht viel los an den Märkten. Selten war die Volatilität so gering wie heute. Das ist für mich ein Zeichen, dass es an zündenden Ideen oder wenigstens an politischen Entwicklungen fehlt, die ganz neue Perspektiven eröffnen. Die Strategien, die bisher die Märkte bestimmt hatten, sind nicht mehr relevant.

An den Bondmärkten werden die Renditen zunächst auf ihren rekordniedrigen Niveaus bleiben, die Spreads zwischen Unternehmensanleihen und Staatsanleihen sind wieder fast so niedrig wie vor der Finanzkrise, ebenso wie die zwischen den Peripherieländern Eurolands und Deutschlands. Die Aktienmärkte in den OECD-Ländern sind fünf Jahre lang sehr gut gelaufen, legen jetzt aber eine Pause ein. Die Gewinne werden nicht mehr so rasch steigen. Dafür könnte die Lethargie in den Schwellenländern demnächst enden – da gibt es eine Menge an Nachholbedarf, nicht zuletzt weil die Bewertungen der Aktien sehr niedrig und die Wachstumsraten des Sozialprodukts vergleichsweise hoch sind.

Insgesamt schrumpft die globale Output-Lücke kaum, so dass es bei den niedrigen Inflationsraten und damit vor allem in den wohlhabenden Ländern bei der expansiven Geldpolitik bleiben wird. Das Deleveraging ist noch nicht beendet, am ehesten jedoch in den USA – dort ist man aber immer noch weit von Vollbeschäftigung entfernt, so dass die Fed weiter Gas gibt. Am Immobilienmarkt scheinen sich neue Blasen zu entwickeln; auch die amerikanischen Aktien sind nicht mehr gerade billig.

Im Euroraum beschleunigt sich das Wachstum nach zwei Jahren Rezession wieder, trotz fortgesetzten Schuldenabbaus; es bleibt aber mit 1,5 Prozent in 2014 bescheiden. An den Aktienmärkten werden die Peripherieländer weiterhin die Favoriten der Saison sein.

In Japan wird mit aller Macht versucht, endlich aus der Deflationsfalle herauszukommen; die Marktteilnehmer sind aber nicht davon überzeugt, dass es gelingen wird. Ich halte die Yen-Schwäche nur für vorübergehend. China ist dabei, die Binnennachfrage etwas von den Investitionen hin zum privaten Konsum zu verlagern. Das kostet erst mal Wachstum. Auch die Abwertung des Yuan dürfte, wie die des Yen, nur vorübergehend sein – sie passt nicht zu den robusten Fundamentalfaktoren des Landes.

Die niedrigen Zinsen, die globale Output-Lücke, das moderate Wachstum der Weltwirtschaft und vor allem die Abkühlung in China sprechen für sinkende Rohstoffpreise. Andererseits fehlen global die Anzeichen für eine neue signifikante Abschwächung des Wachstums, so dass es bei den Rohstoffpreisen keinesfalls zu einem Crash, sondern eher zu einem leichten Abwärtstrend kommen wird.

Der Wechselkurs des Euro wird weiter fest bleiben, auch wenn das Mario Draghi nicht gefällt: Der Euroraum weist einen gewaltigen und immer größeren Leistungsbilanzüberschuss auf; die Bilanz der EZB schrumpft seit beinahe zwei Jahren, während die Gelddruckmaschinen in den USA und in Japan auf Hochtouren laufen. Die Angebots-Nachfragekonstellation spricht daher für den Euro, ebenso wie die Tatsache, dass die weitere Existenz des Euro nach den Beschlüssen zur Bankenunion immer weniger infrage gestellt wird.

Ausführliches zur wirtschaftlichen Lage in den USA, in Euroland, Japan und China, sowie den Aussichten und Risiken für Aktien, Bonds, Wechselkurse und Rohstoffe finden Sie in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – Deceptively calm global markets, May 2014*) (pdf, 550 KB)

*) Der Investment Outlook von Dieter Wermuth ist in englischer Sprache verfasst und wird im Herdentrieb in loser Folge zum Herunterladen bereitgestellt. (UR)

 

Draghis klare Worte

Das war ziemlich eindeutig: Der Zentralbankrat „fühlt sich wohl dabei, beim nächsten Mal zu handeln“, sagte Mario Draghi bei der allmonatlichen Pressekonferenz in Brüssel. Wenn nicht etwas Außergewöhnliches passiert, wird die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihrer nächsten Sitzung im Juni die Geldpolitik erneut lockern. Der Grund liegt auf der Hand: Die Inflationsrate in der Euro-Zone liegt deutlich unter dem Ziel der EZB und so schnell wird sie auch nicht wieder steigen. Das hat mit der schwachen Wirtschaft zu tun, aber auch mit der Aufwertung des Euro, die die Importe verbilligt. Angesichts der wegen Krimkrise und  Turbulenzen in den Schwellenländern wachsenden Risiken für Anleger im Rest der Welt bringen die Anleger ihr Geld wieder nach Europa, weshalb die Währung zulegt.
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Studentenaufruf – Wider die intellektuelle Monokultur in den Wirtschaftswissenschaften

Es regt sich zunehmend Widerstand unter jungen Ökonomen gegen die einseitige Lehre in der Volkswirtschaftslehre. Die wird von der Neoklassik dominiert, in der der stets rationale Homo Oeconomicus wohl definierte Vorlieben für Millionen unterschiedlicher Waren hat, deren Preise er kennt und dabei noch die Fähigkeiten eines Super-Statistikers hat, zukünftigen Ereignissen präzise Wahrscheinlichkeitswerte zuzuordnen. Dass diese Modell-Welt die reale Welt weitgehend ausblendet, müssen viele Wirtschaftswissenschaftler ausblenden, wenn sie lukrative Professorenposten ergattern wollen. Denn dafür brauchen sie Veröffentlichungen in renommierten Fachzeitschriften, in denen man eben neoklassische Modelle durchrechnen muss. Dass Professoren sich irgendwann vielleicht doch mit der realen Welt auseinandersetzen, ist dann eher Zufall als gezieltes Ergebnis der ökonomischen Ausbildung.
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Euro wertet weiter auf – wegen des gigantischen Überschusses in der Leistungsbilanz

Ich habe in den vielen Jahren, in denen ich versucht habe zu verstehen, warum die Wechselkurse sich bewegen wie sie sich bewegen, gelernt, dass von den ökonomischen Faktoren, die für eine Erklärung in Frage kommen, auf Dauer die Veränderungen in den Salden der Leistungsbilanzen am verlässlichsten sind. Unter den europäische Währungen wertete die D-Mark früher stets auf, während die Lira und der französische Franc fast immer abwerteten – Deutschland hatte einen Überschuss in der Leistungsbilanz, die beiden anderen Länder ein beinahe strukturelles Defizit. Auch der Dollar gehörte, und gehört, zu den abwertenden Währungen. Dass es bisher nicht zu einer Flucht aus dem Greenback gekommen ist, hat vor allem mit seinem Status als Reservewährung und Zielwährung für Fluchtkapital zu tun.
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