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Zinsen werden lange niedrig bleiben – Schuldenüberhang verhindert Anstieg der Inflation

Immer mehr sieht es danach aus, als ob die europäischen Zinsen für viele Jahre auf ihrem jetzigen niedrigen Niveau bleiben oder sogar noch weiter fallen werden. Der wichtigste Grund: Der Schuldenüberhang, der im Verlauf der Finanzkrise entstanden ist, konnte bisher kaum abgebaut werden, sodass die Nachfrage nach Krediten nicht in die Gänge kommt – für Haushalte, Unternehmen und den Staat hat die Sanierung der Bilanzen Vorrang. Billiges Geld wird angeboten wie sauer Bier, aber niemand will es. Und es sieht nicht danach aus, dass sich daran demnächst etwas ändern wird. In einem solchen Umfeld ist nur schwer vorstellbar, dass die Zinsen wieder steigen werden. Weiter„Zinsen werden lange niedrig bleiben – Schuldenüberhang verhindert Anstieg der Inflation“

 

Aktien sind ziemlich teuer

Gerade hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Herbstprognosen veröffentlicht: Die Weltwirtschaft schleppt sich dahin und will einfach nicht in Fahrt kommen. Gemessen in sogenannten Kaufkraftparitäten expandiert sie mit einer Rate von rund 3,1 Prozent, das ist etwa ein Prozentpunkt langsamer als im Jahrzehnt vor der großen Rezession. Von Engpässen in der Produktion kann angesichts der schwachen Nachfrage weder global noch in einzelnen Ländern die Rede sein, im Gegenteil. Es ist für Unternehmen praktisch nicht möglich, die Preise zu erhöhen. Für Aktien ist das Umfeld von daher ungünstig. Dass sie dennoch im Allgemeinen hoch bewertet sind, hat vor allem damit zu tun, dass Bonds, die wichtigste Anlagealternative, infolge der äußerst lockeren Geldpolitik ebenfalls sehr teuer sind. Von den Gewinnaussichten her ist das gegenwärtige Kursniveau von DAX, S&P 500, Nikkei oder Shanghai Composite jedenfalls nicht zu rechtfertigen. Weiter„Aktien sind ziemlich teuer“

 

Einkommensverteilung besser messen!

Logo: Wirtschaftsdienst - Zeitschrift für WirtschaftspolitikExklusiv aus dem Wirtschaftsdienst: Um wirtschaftspolitische Empfehlungen auszusprechen, ist eine solide Datenbasis nötig. Wer die Einkommensverteilung realistisch darstellen will, betritt ein besonders sensibles Gebiet. Wie hat sie sich in Deutschland tatsächlich entwickelt? Hat sich die Einkommenskonzentration verstärkt? Hatten Wirtschaftskrisen darauf Einfluss, und wenn ja welchen? Weiter„Einkommensverteilung besser messen!“

 

Einkommensverteilung hat nichts mit Demographie zu tun

Der wesentliche Faktor, der seit Jahren bei uns, genau wie in allen anderen Industrieländern, die Einkommensverteilung zugunsten der Kapitalbesitzer verschoben hat, wird in absehbarer Zeit keine Rolle mehr spielen – das weltweite Überangebot an Arbeit. Wir bekommen es von nun an aus demografischen Gründen mit einer neuen Knappheit an Arbeitskräften, stärker steigenden Reallöhnen, einer kräftigeren Zunahme der Geldentwertung und der Produktivität sowie höheren Realzinsen zu tun. Das ist zumindest die These von Charles Goodhart von der London School of Economics, der kürzlich zusammen mit zwei Mitarbeitern für die Investmentbank Morgan Stanley eine Studie zu diesem Thema vorgestellt hatte. Sie sorgt in der britischen Presse für Furore (Economist, Telegraph, Guardian, FT). Hätten die Autoren Recht, könnten Deflationspessimisten wie ich demnächst einpacken. Weiter„Einkommensverteilung hat nichts mit Demographie zu tun“

 

Die Volkswagenkrise – ein Makro-Event?

Es kommt nicht oft vor, dass das Schicksal eines Unternehmens Konsequenzen für ein ganzes Land hat  – im Fall von Volkswagen könnte es aber so kommen. Der Wolfsburger Konzern ist am Umsatz gemessen das größte deutsche Unternehmen und von erheblicher Bedeutung für die Wirtschaft. Dazu Holger Sandte von Nordea:

Im vergangenen Jahr hat der VW-Konzern in Deutschland 2,6 Millionen Autos produziert, das waren 46% aller im Inland hergestellten Autos. Die Produktion von Fahrzeugen und Fahrzeugteilen hat einen Anteil 21% an der gesamten industriellen Wertschöpfung. Die Industrie wiederum (ohne die Bauwirtschaft) hat einen Anteil von 26% an der gesamten Wertschöpfung.

Wenn der Absatz von Volkswagen wegen der Dieselkrise um zehn Prozent einbricht, würde das das deutsche Bruttoinlandsprodukt um 0,25 Prozent oder 7,5 Milliarden Euro reduzieren. Dabei sind mögliche Einbußen bei Zulieferbetrieben noch nicht einmal berücksichtigt. Wobei anderseits eine Rückrufaktion sich rechnerisch positiv auf das BIP auswirken würde.

Inzwischen gibt es auch genauere Schätzungen zu den Steuerausfällen. VW hat im vergangenen Jahr ausweislich Geschäftsbericht im Inland 2,07 Milliarden Euro und im Ausland 1,56 Milliarden Euro an Steuern bezahlt bei einem operativen Konzerngewinn von 12,7 Milliarden Euro. Der durchschnittliche Steuersatz liegt bei 29,8 Prozent.

Wenn man die Rückstellungen in Höhe von 6,5 Milliarden Euro abzieht und etwa im Verhältnis von 60:40 auf Inland und Ausland aufteilt, kommt man im Inland auf Steuermindereinnahmen von etwa einer Milliarde Euro für alle staatlichen Ebenen. Insofern war meine erste grobe Schätzung etwas zu grob.

Wenn sich Gerüchte bewahrheiten, dass der Konzern wegen der zu erwartenden Strafzahlungen und Klagen über Jahre hinweg keinen Gewinn mehr ausweisen könnte, dann würde sich das  durchaus bemerkbar machen. Die Stadt Wolfsburg jedenfalls hat bereits eine Haushaltssperre erlassen.

Update: Ein interessanter Einwand in den Kommentaren: Strafzahlungen fließen einem anderen Wirtschaftsakteur zu – dem Staat oder den Verbrauchern. Damit sind sie Einkommen, dass ausgegeben werden kann. Das ist ein wichtiger Punkt. In der Gesamtbetrachtung wäre also wichtig, in welchem Land die Zahlungen anfallen und wie die Ausgabenquote der Empfänger im Vergleich zu VW ist. Davon unberührt sind aber Produktionseinbußen, die dadurch entstehen, dass die Verbraucher weniger VW kaufen, wobei hier implizit vorausgesetzt ist, dass sie statt dessen ein ausländisches Fahrzeug kaufen.

 

Was Volkswagen die Staatskasse kostet

Volkswagen ist nicht nur ein Riesenkonzern, sondern zahlt auch einiges an Steuern in Deutschland. Was also bedeutet der jüngste Skandal für die Staatskasse? Im Detail ist das schwer zu sagen, weil es erhebliche Gestaltungsmöglichkeiten gibt und die Summen noch nicht klar sind.

Eine Annäherung ist dennoch möglich. Nach Schätzungen bezahlt Volkswagen auf seinen Gewinn etwa 30 Prozent Steuern an den deutschen Staat. Im vergangenen Jahr fiel ein Rekordgewinn von 12,7 Milliarden Euro an – darauf dürften also rund vier Milliarden Steuern fällig geworden sein.

Nun hat der Konzern eine Rückstellung von 6,5 Milliarden Euro gebildet, wer weiß, ob in diesem Jahr überhaupt ein Gewinn ausgewiesen wird. Das könnte sich dann also mit rund drei bis vier Milliarden Euro beim Fiskus bemerkbar machen. Zum Vergleich: Das entspricht ungefähr der Hälfte des Überschusses im Bundeshaushalt in diesem Jahr.

Wie gesagt, das sind alles grobe Schätzungen und viel hängt davon ab, wie es jetzt weitergeht. Aber ich bin sicher, dass man im niedersächsischen Finanzministerium beziehungsweise in Wolfgang Schäubles Steuerabteilung schon rechnet.

 

China bestimmt, was an den Märkten passiert

Nicht mehr lange und China ist die größte Volkswirtschaft der Welt. Seit der Jahrhundertwende hat das Land Jahr für Jahr das Wachstum der Weltwirtschaft dominiert. Inzwischen sieht es aber danach aus, dass die Dynamik stark nachgelassen hat. Das hat kaum einen wichtigen Markt unberührt gelassen, ob Bonds, Aktien, Rohstoffe oder Währungen. Da es sich in China offenbar nicht nur um eine konjunkturelle Delle handelt, sondern um so ernste Vorgänge wie die Korrektur von massiven Fehlinvestitionen und eine Bilanzrezession, sind die Anpassungsprozesse noch nicht beendet. Weiter„China bestimmt, was an den Märkten passiert“

 

Apple könnte bald Daimler übernehmen

Im Vorfeld der IAA, die diese Woche in Frankfurt eröffnet wird, geht ein Gerücht um: Mercedes oder BMW könnten demnächst Hardware-Zulieferer für Apple oder Google werden. Ein Auto zu bauen, ist nicht mehr schwer, wie das Beispiel Tesla zeigt. Schon bald dürfte der Anteil der Elektronik bei neuen Autos auf die Hälfte der Wertschöpfung steigen, später auf mehr, der Rest ist Mechanik und Old Economy. Ich übertreibe nur wenig. Für die selbstfahrenden Autos und Lastwagen, die es in einigen Jahren auf unseren Straßen geben wird, wird die Qualität der Elektronik ein entscheidender, vielleicht der entscheidende Wettbewerbsfaktor sein. Es liegt daher nahe, dass sich die großen Softwarefirmen neuerdings für die Autohersteller interessieren. Sogar Uber könnte seinen Hut in den Ring werfen. Weiter„Apple könnte bald Daimler übernehmen“

 

Wie viele Flüchtlinge können wir uns leisten?

Wer übernimmt die Kosten für die steigende Zahl der Flüchtlinge, der Bund oder die Länder?  Bis zum 24. September soll ein Kompromiss gefunden sein. Aber wie teuer ist die Versorgung der Neuankömmlinge eigentlich? Dazu hat das RWI in Essen heute als erstes der großen Wirtschaftsforschungsinstitute ein paar Zahlen vorgelegt: Weiter„Wie viele Flüchtlinge können wir uns leisten?“

 

Eurozone stärker integrieren – möglich und nötig?

Logo: Wirtschaftsdienst - Zeitschrift für WirtschaftspolitikExklusiv aus dem Wirtschaftsdienst: Eine vertiefte Integration der Europäischen Union scheint derzeit alternativlos, die Frage der Flüchtlinge, die in die EU kommen, und die nicht enden wollende Griechenlandkrise unterstreichen dies. Die Uneinigkeit der Mitgliedstaaten, wenn es um die Lösung dieser dringenden Probleme geht, vermittelt aber immer wieder ein anderes Bild – den vermeintlichen Abbau von Gemeinsamkeiten. Von der Öffentlichkeit fast unbemerkt hat dagegen erst kürzlich der Präsident der Kommission, zusammen mit den Präsidenten des Rates, der Eurogruppe, des Europäischen Parlaments und der Europäischen Zentralbank, eine Reformblaupause für die Währungsunion vorgelegt. Mit dem sogenannte Juncker-Papier wollen die fünf Präsidenten den Weg weisen, auf dem eine vertiefte Wirtschafts-, Finanz- und Fiskalunion zu erreichen ist. Im Zeitgespräch der September-Ausgabe des Wirtschaftsdienst diskutieren acht Wissenschaftler (Ökonomen, Politologen und Juristen) die Vorschläge und den Stand der allgemeinen Debatte zur europäischen Integration. Weiter„Eurozone stärker integrieren – möglich und nötig?“